15.06.2023
Muslime bestürzt über Fall von antimuslimischem Rassismus eines Professors an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg (H-BRS)
Aktuelle Berichte um die antimuslimisch-rassistischen Entgleisungen eines Professors gegenüber einer muslimischen Studentin mit Kopftuch sind verstörend und zeigen, wie tief antimuslimische, rassistische Geisteshaltungen in der Mitte der Gesellschaft eingedrungen sind und wie unverhohlen sie bisweilen zu Tage treten.
Mit der betroffenen Studentin konnten wir gestern telefonieren und haben ihr unsere Solidarität und Anteilnahme ausgesprochen. Darüber hinaus kursieren bereits Auszüge des Chatverlaufs des besagten Professors mit den StudentInnen des Kurses auf verschiedenen SocialMedia-Kanälen. Diese zusammengesetzten Fragmente erzeugen einen verstörenden Eindruck, zeigen Facetten des Eklats und das Ausmaß der Verblendung des Professors, der sein islamfeindliches Verhalten und seine rassistische Gesinnung mit Demokratie, Meinungsfreiheit, und der Verteidigung westlicher Werte zu rechtfertigen versucht.
Als muslimische Religionsgemeinschaft bewerten wir die klar grenzüberschreitenden und demokratiefeindlichen Ausführungen des Professors als einen Angriff auf unsere plurale und diverse Gesellschaft und das friedlich-solidarische Zusammenleben. Als Lehrender ist er in Verantwortung und Pflicht, eine Vorbildfunktion einzunehmen.
Löblich ist das Verhalten der Kommilitonen, die die verbal angegriffene Studentin nicht der Willkür des Professors überlassen und Zivilcourage gezeigt haben. Ihnen gebührt unser Respekt.
Generell sind Universitäten und Hochschulen Orte des Dialogs, der geistigen Auseinandersetzung und der Vielfalt. Sie sind zentrale Orte demokratischer Kultur, die zur nachhaltigen Bewältigung aktueller und kommender gesellschaftlicher Herausforderungen anregen soll. Daher sind, bei aller Achtung und Wahrung der Meinungsfreiheit, rassistische Entgleisungen jeglicher Colour inakzeptabel, schaden dem gesamtgesellschaftlichen, aber auch dem universitären Frieden. Nach all diesen Vorfällen greift ein alleiniger Verweis auf andere Kurse, die den betroffenen StudentInnen zur Wahl stünden, zu kurz, verhöhnt die Opfer dieser sprachlichen, moralischen und rassistischen Entgleisung und erfordert geeignete Konsequenzen.
Daher ist die Hochschule selbst nun in der Pflicht, diesen Eklat aufzuarbeiten und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, um dem eigenen Anspruch „Initiative Respekt!“ gerecht zu werden. Mit seinem Verhalten hat der besagte Professor all diese Werte mit Füßen getreten und ist nicht länger tragbar. Denn die „Initiative Respekt! Zeit für Vielfalt, Zeit für Nachhaltigkeit“, der sie sich die H-BRS verschrieben hat, um damit gegenseitige Anerkennung, Wertschätzung, Akzeptanz und Verständigung von verschiedensten Persönlichkeiten und das Miteinander zu stärken, kann und darf ein derartiges Verhalten eines Professors nicht tolerieren und muss – um glaubhaft zu sein- aktiv werden.